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Kleine Reihe Daniel Sundy Safarui for Uncommon Reeds

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NECKARTENZLINGEN. (Helmuth Kern) Daniel Sundy ist Kontrabassist bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, er ist ein Freund der tiefen Töne des Kontrafagotts, des Englischhorns und der Bassklarinette. Da es für diese Instrumente keine Kompositionen gibt, in der sie solistisch zu hören sind, schrieb Sundy eben welche: Stücke, in denen sie in ihrer besonderen Klangfarbe brillieren können. Das war am letzten Sonntag zum Auftakt der neuen Spielzeit in der Kleinen Reihe des Kulturrings in Neckartenzlingen in „Safari for Uncommon Reeds“ („Safari für ungewöhnliche Rohrblattinstrumente“) aus dem Jahr 2020 zu hören. 

 

Zur Einstimmung in die besondere Klangwelt dieser Instrumente, deren charakteristischer Ton durch das Schwingen einer oder zweier fein zugeschnittener Rohrblätter am Mundstück erzeugt wird, hatte Sundy eines seiner ältesten Werke von 2007 ausgewählt: „Märchenland“, in der Originalfassung für drei Fagotte, 2023 für Holzbläsertrio eingerichtet.

 

Klassischer Stil, vier Sätze in unterschiedlichen Tempi, eine kleine heitere Fuge im ersten Satz, melancholisch der zweite, tänzerisch der dritte, prägender Tangorhythmus im letzten. Yuko Schmidt (Englischhorn), Stefanie Staroveski (Klarinette) und Guido Engelhardt (Fagott) spielten die unterschiedlichen Atmosphären der Sätze sehr sensibel aus. Stimmiges, lebendiges Zusammenspiel in dem die vielfarbige Klangwelt ihrer Instrumente deutlich wurde.

 

Auf eine vergnügliche musikalische Safari durch Afrika nahm dann der Komponist als Reiseführer das Publikum mit. Als Rätsel gestaltete er seine einführenden informativen, oft humorvollen Schilderungen der Besonderheiten der Tiere, nannte deren Namen dabei jedoch nicht. In neun eindrücklichen Charakterstücken wurden sie dann für die Reisenden sichtbar.

 

Mit Rhythmus, Klang, Tonlage und Tonfarbe, mit Tempi, Lautstärke und mit wohlüberlegten Artikulationsvorgaben modellierte der Komponist akustische Tierbilder, die entzückten.

 

Sundy, 1979 in Kalifornien geboren, hat väterlicherseits Wurzeln in Johannesburg in Südafrika, wie er im Nachgespräch erzählte, und so tritt wohl der Springbock, eine Gazellenart und eines der Wappentiere der Republik Südafrikas, im siebten Satz der „Safari“ gleichsam als Hommage auf. Für jedes Rohrblattinstrument hat der Komponist je drei Duostücke für seine Kollegen geschrieben. Für Kontrafagott: „Vogel auf dem Rücken des Nilpferds“, „Silverback Boogie“ und „Giraffen Arie“. Für Bassklarinette „Krokodil Tango“, „Schlafende Löwin“ und „Rhinozeros Amoklauf“. Für Englischhorn „Hyäne Naima“ – wobei Naima „die Sanfte“ bedeutet, weswegen sie wohl von Yuko Schmidt auf der Oboe d’amore gespielt wurde – , „Springbock Pronk“ eine Art Springtanz, und „Zebra Trot“, Trab der Zebras. Den Klavierpart spielte der Komponist selbst und konnte so noch manches an seinem Part verändern, sodass die Zuhörer an einigen Stellen ohne es zu wissen eine Uraufführung erlebten.

 

Nach einem kurzen Vorspiel Sundys, das auf die Reise durch den afrikanischen Kontinent einstimmte, begann in Simbabwe die Safari zu einem mächtigen Tier, das in Symbiose mit einem Vogel lebt. Guido Engelhardt gestaltete das Nilpferd auf dem Kontrafagott eindrucksvoll, am Flügel wurde immer wieder der kleine Vogel in den Trillerfiguren sichtbar: Ein gravitätischer Satz im vorwärtsschreitenden Viervierteltakt.

 

Im Norden Afrikas, an der Mündung des Nils, trieben danach in einem schwerfälligen Tango Krokodile ihr Wesen. In der Serengeti in Kenia wurde eine Hyäne im melancholischen Charakterstück, das in strahlende Fröhlichkeit mündet, lebendig. Ausdrucksstark blies Yuko Schmidt auf der Oboe d’amore ihren Part.

 

Im Dickicht des Regenwaldes

Nach der Pause, die Sundy geschickt in seine Moderation einbezog, ging die Reise in das Dickicht des tropischen Regenwalds im Kongo weiter. Der Silberrücken, der männliche erwachsene Gorilla, wurde in einem brachialen Boogie und in einer längeren Solopassage des Kontrafagotts sichtbar. Langsam, getragen schildert Sundy ein Nickerchen einer Löwin, das Staroveski auf ihrer Bassklarinette musikmalerisch lebendig werden ließ.

 

Weiter ging es nach Südafrika zum besonderen Tanz der Gazellen mit einer fröhlichen, schwungvollen Melodie im Dreivierteltakt. In Tansania trafen die Reisenden auf das Tier mit dem langen Hals und seinem melancholischen Lied. Kontrastreich dazu die Tarantella der rasenden Rhinozerosse in Lesotho, ehe die Reise in Botswana bei den Zebras endete.

 

Das Charakteristische von „Safari“ wird im afrikanischen Sprichwort deutlich, das der Komponist zum Abschluss zitiert: „Es gibt keine Bewegung ohne Tanz.“ Sagt’s, setzt sich an den Flügel und macht dies im Finale, in dem die Reise erinnert wird, hörbar.

 

Groß war der Beifall des Publikums. Das Ensemble bedankte sich mit dem dritten Satz aus „Märchenland“. Und: Wer eine sichtbare Erinnerung an den Abend mitnehmen wollte, der konnte dies mit den humorvollen Illustrationen von Ursula Sundy.

 

Bericht der Nürtinger Zeitung